Eschenbach. (do) Es geht aufwärts, befand am Montagabend das Kabinettsmitglied im überfüllten Rußweiher-Restaurant Rodler mit Blick auf die „Heimatstrategie“ des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat. Doch auch bei der persönlichen Karriereleiter „geht’s aufwärts“. Gemeinderat, Kreisrat, 2. Bürgermeister, stellvertretender Landrat, stellvertretender JU-Landesvorsitzender, Landtagsabgeordneter, Staatssekretär. Am Montag nahm Füracker auch zu Spekulationen über die Nachfolge von Emilia Müller als CSU-Bezirksvorsitzender Stellung. Über kurz oder lang erfüllt diese Funktion ministrable Voraussetzungen. Das zweite Oberpfälzer Mitglied der Staatsregierung nimmt diese Vorlage gerne an. „Ich werde mich bewerben. Doch entscheiden werden die 200 Delegierten“. Davor habe er, so der 47-Jährige, höchsten Respekt.
Der ehemalige Vollerwerbslandwirt verstand es am Montagabend vor den zirka 60 Zuhörern aus dem gesamten Landkreis mit viel Fachwissen, Esprit und Humor zu glänzen. Jeweils nur Stellvertreter zu sein, ist keine Schande, auch der Papst sei ja nur ein Stellvertreter, scherzte Füracker. Der wahrscheinlich neue starke Mann der Oberpfalz erläuterte anschließend das Ziel der Staatsregierung, in der Oberpfalz einen Ausgleich zwischen der Boomtown Regensburg und den ausgedünnten ländlichen Räumen andererseits zu schaffen. Dazu sei das Konzept der Heimatstrategie entwickelt worden. „Wir wollen kein Bayern und schon gar keine Oberpfalz der zwei Geschwindigkeiten in Stadt und Land“, betonte der Parsberger. Ziel sei es, mit einem soliden und strukturell umsetzbaren Programm gleichwertige Lebensverhältnisse zu realisieren.
Der Staatssekretär sah schon jetzt Fortschritte im Stadt/Land-Ausgleich. „Viele Bürger sind froh, auf dem Land zu leben, das war vor 50 Jahren noch anders“, urteilte das Kabinettsmitglied. Um diesen Trend zu verstärken, habe das Finanz- und Heimatministerium eine Fünf-Säulen-Lösung entwickelt, um strukturschwache Gebiete zu stärken. Um aus eigener Kraft stärker zu werden, nannte Füracker aus einem 25-Punkte-Programm für die Kommunen besonders die Verbesserungen des Kommunalen Finanzausgleichs, den Breitbandausbau, die Nordbayern-Initiative mit Leuchtturm-Projekten in der Hochschullandschaft und die Behördenverlagerung. Dank einem Steuerplus haben die Kommunen 2015 insgesamt 8,5 Milliarden Euro zur Verfügung, erläuterte Füracker und bemerkte: „Keine Gemeinde darbt“! Den besonders finanzschwachen Gemeinden helfe die sogenannte Stabilisierungshilfe. Als besonderes Problem bezeichnete der CSU-Mann den demografischen Wandel. Derzeit schrumpfe in 20 Landkreisen Bayerns die Bevölkerung. Für Albert Füracker heißt das: „Wir müssen dafür sorgen, dass wieder mehr junge Menschen auf dem Land leben möchten“.
Mit Beispielen untermauerte der Staatssekretär die erfolgreichen Ansätze der Staatsregierung zu gleichwertigen Lebensbedingungen. Füracker verwies auf das milliardenschwere und in Deutschland einmalige Breitband-Förderprogramm, das Förderprogramm für junge Ärzte, sich im ländlichen Raum niederzulassen, die freie Elternwahl zwischen Betreuungsgeld und Kita-Aufenthalt, Veränderungen beim Kommunalen Finanzausgleich unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung oder die Übernahme der Sachkosten für Asylbewerber. Für den Landkreis Neustadt/WN. ließ Füracker einen durchschnittlichen Breitband-Fördersatz von 84 Prozent ermitteln.
Auf die aktuelle Diskussion zur Behördenverlagerung eingehend versicherte Füracker den Zuhörern eine objektive Beurteilung der Bewerbungen. Wäre es nach dem schönsten Staatssekretär und dem schönsten Bürgermeister gegangen, hätten der Wahlkreis Neumarkt und die Gemeinde Speinshart das Rennen gemacht, witzelte Füracker um dann wieder ernsthafter auf die gemeindlichen Strukturindikatoren bestehend auf fünf Kriterien zu verweisen. So habe zum Beispiel Eschenbach mit 112 Punkten den bayernweiten Durchschnittswert von 100 Punkten deutlich überschritten. „Wir sollten einfach fair miteinander umgehen, dann wächst auch das Verständnis untereinander“, meinte Füracker in diesem Zusammenhang. Einem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt stehe dann auch nichts mehr im Wege, hoffte der Gast augenzwinkernd. Mit einem Appell an die Menschen auf dem Lande, sich gegenseitig zu helfen und in das Gemeindeleben einzubringen und mit zu kämpfen für eine Heimat, die so schön ist, wie sie schöner nicht sein kann, endeten, begleitet vom stürmischen Beifall der Zuhörer, Fürackers „Heimatgedanken“.