Nimmt man die Geschichte der Menschheit als Maßstab, sind 60 Jahre wenig. Bezieht man diese Zeitspanne nur auf die unmittelbare Vergangenheit, sieht man vor allem auf Personen, die diese Periode begonnen, gestaltet und erfahren haben. Die Zeit gewinnt so an Kürze. Unter diesen Gesichtspunkten haben 60 Jahre Zeit- und Lebensgeschichte Bestand. Auch für Hans Höller. Der ehemalige VW-Vertragshändler mit Eigentümer des renommierten Autohauses am See ist seit 1954 Mitglied der Christlich Sozialen Union. Zeit für eine besondere Ehrung, dachte sich der CSU-Ortsverband. "60 Jahre CSU-Mitglied, eine solch lange Treue hat Seltenheitswert", betonte am Sonntagabend Ortsvorsitzende Dr. Sabine Schultes beim Ehrungsabend im Rußweiher-Restaurant Rodler.

In schweren Aufbaujahren hatte sich der Kfz-Meister und Autohändler vor 60 Jahren einer noch jungen CSU angeschlossen. "Nun sind es schon wieder sechs Jahrzehnte. Wie schnell doch die Zeit vergeht", staunte der 93-jährige über sich und die rasende Zeituhr. Sabine Schultes würdigte den Jubilar als leuchtenden Stern über der Partei. Leucht- und Strahlkraft beweist Hans Höller. Noch im hohen Alter ist das Automobil-Urgestein "fit wie ein Turnschuh". "Wer rastet, der rostet", verrät er gelassen seine persönliche Fitnessstrategie. Ein erfolgversprechender Ratschlag auch für den CSU-Ortsverband, der an diesem Abend weitere Mitglieder für langjährige Treue zur CSU auszeichnete. Auf der Ehrungsliste standen Ehrenbürger Vinzenz Dachauer (35 Jahre CSU-Mitglied), Arnold Mirwald und Hildegard Götz (30 Jahre), Gerda Rupprecht und Schriftführerin Monika Diertl (15 Jahre).

FU-Vorsitzende Susanne Schug nutzte den Ehrungsabend, um langjährige Mitglieder der Frauenunion auszuzeichnen. Sie gratulierte Schatzmeisterin Hildegard Götz für 30-jährige Mitgliedschaft und Helga Roithmeier für 25 Jahre Mitgliedschaft bei der FU. Seit 15 Jahren ist Monika Diertl bei der Frauenunion. Schließlich betonte Dr. Sabine Schultes in Anwesenheit von 3. Bürgermeister Klaus Lehl, Kreis- und Stadtrat Peter Nasser, Stadtrat Korbinian Dunzer und Bürgermedaillenträger Walter Weiß die gestalterische Kraft des CSU-Ortsverbandes und der Stadtratsfraktion, auch wenn nach dem Wahlmarathon Ruhe und Routine eingekehrt seien. Als Beispiel künftiger kommunalpolitischer Arbeit nannte die CSU-Frau die Sicherung des Gesundheitsstandortes Eschenbach mit seinen Arztpraxen, Apotheken und dem Notarztdienst. Mit großem Interesse begegne sie Bemühungen Einzelner zur Verbesserung der Versorgungssituation, sagte die Ortsvorsitzende. "Da gibt es gute Ansätze, aber nicht alles ist korrekt", urteilte die Medizinerin.

Als Ehrengast hatte der CSU-Ortsverband "die Zukunft" zum Ehrungsabend geladen. Der junge Stephan Ötzinger, stellvertretender Landesvorsitzender und Kreisvorsitzender der Jungen Union, Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion und Bürgermeister von Mantel, blickte anlässlich der Auszeichnung langjähriger Mitglieder auf die Anfänge und das Erfolgsrezept der CSU zurück, würdigte Arbeit und Leistung der Gründergeneration und sah die CSU im Gleichklang mit und für die Menschen als Glücksfall für Bayern, Deutschland und Europa. Gleichzeitig warnte Ötzinger vor dem Verlust langfristiger Bindungskraft zwischen der Bevölkerung und den Volksparteien. Besonders in vielen Bürgerinitiativen nehme diese sogenannte Stand-Up-Politik an Bedeutung zu. "Der Trend zu Verhinderungsstrategien ist dadurch ungebrochen", bedauerte der CSU-Mann. Dieser Entwicklung setzte der Redner die Notwendigkeit eines Egoismus freien und ergebnissoffenen Dialoges entgegen. Mit Schlagworten sei dem Informationsbedürfnis der Bürger nicht gedient, bemerkte Ötzinger.

Mit Blick auf die Kreistagsarbeit betrachtete es Stephan Ötzinger in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der CSU-Kreistagsfraktion als Kernaufgabe, die verschiedenen Interessenlagen in einem großen Landkreis mit 85 Kilometer Länge unter einen Hut zu bringen. Als Kreistagsneuling sei ihm auch, so Ötzinger, die Zusammenarbeit mit der Kreistags-SPD als großer Koalitionspartner eine Herausforderung. Ötzinger baut auf eine tragfähige Partnerschaft.

Flüchtlingswelle und Energieversorgung gehörten zu den Schwerpunktthemen der Diskussion. Auf Zuweisung der Regierung bekomme der Landkreis jede Woche 20 Flüchtlinge, wusste Ötzinger. Derzeit reiche das Angebot privater Hauseigentümer aus, um die Unterbringung zu sichern. Für die Wohnungsmiete zahle der Staat den ortsüblichen Mietpreis. Peter Steinbock vermisst bei der Diskussion über eine sichere und preiswerte Energieversorgung erschöpfende Antworten der Politik. Steinbock forderte eine klare Strategie zur Eindämmung der Kostenexplosion der Energiepreise und zur künftigen sicheren Stromversorgung. Stephan Ötzinger begründete die derzeitige "Auszeit" der Politik bei der Energiediskussion mit der Prüfung neuer Versorgungswege. "Das ist jetzt die Zeit der Experten, danach folgt die Beteiligung der Bürger", erklärte der Gast.

Eine große Belästigung sah Peter Hübl im derzeitigen Fluglärm rund um den Truppenübungsplatz. Diesen wiederum bewertete Klaus Lehl als unvermeidlich. "Der übungsplatz ist einer der modernsten der Welt. Besonders in Krisenzeiten gehören Verbandsübungen der Boden- und Luftstreitkräfte aller NATOPartner zum Standard", betonte der Betriebsratsvorsitzende der US-Garnison Bavaria. Zur Frage der Sanierung des alten Landratsamtes verriet der CSU-Fraktionssprecher: "Eine barrierefreie Sanierung des alten Gebäudes kostet laut einer ersten Kostenberechnung mindestens 1,6 Millionen Euro." Abzuklären seien vor weiteren Entscheidungen die Eigentumsverhältnisse und damit verbunden Verpflichtungen zum großen Bauunterhalt. Das Gebäude gehört dem Freistaat.